In einer Kooperationsveranstaltung mit der Heinrich Böll Stiftung NRW, dem Museum ZeitreiseStrom und dem LVR-Industriemuseum wurden am vergangenen Freitag unter der Überschrift „Kohle war gestern“ Kultur und nachhaltige Entwicklung im Rheinischen Revier in einer spannenden Runde interdisziplinär beleuchtet. Mit dabei waren Dr. Dagmar Hänel, Fachbereichsleiterin Zentrale Dienste im LVR-Kulturdezernat, unsere Fraktionsvorsitzende und Sprecherin im LVR-Kulturausschuss, Dr. Ruth Seidl sowie Linus Platzer, Referent für Transformation im Rheinischen Revier beim NABU NRW. Die Veranstaltung fand vor dem Hintergrund einer spektakulären Kulisse im TextilTechnikum in Mönchengladbach statt.
Das Rheinische Revier soll in naher Zukunft zu einer nachhaltigen Modellregion mit innovativen Unternehmen und touristischen Highlights entwickelt werden. Wertschöpfung und Arbeitsplätze stehen dabei im Mittelpunkt. Der Kultursektor wurde in diesem Szenario bisher kaum berücksichtigt. Erfahrungen aus dem Ruhrgebiet zeigen jedoch, dass mit dem Strukturwandel auch ein kultureller Wandel einhergeht und regionale Identität ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Gelingen der Transformation sein kann.
Die Veranstaltung startete mit einem Rundgang durch die Ausstellung im Montforts Quartier“ mit Dr. Karlheinz Wiegmann, dem Direktor des Städtischen Museums Schloss Rheydt / TextilTechnikum und Holger Hellwig, Techniker im TextilTechnikum in Mönchengladbach.
Der Rundgang gleicht einer Zeitreise durch die Geschichte der Textilindustrie in Mönchengladbach. Mit Unterstützung des LVR wurde im Textiltechnikum eine international einzigartige Sammlung der Textiltechnik entwickelt. Sie erinnert an die textile Vergangenheit der Stadt und auch der Region. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts drehten sich hier 1,2 Millionen Spindeln und ratterten in den Fabriken 20.000 mechanische Webstühle. Verarbeitet wurde in Mönchengladbach seit dem 19. Jahrhundert vor allem Baumwolle, ursprünglich aber in erster Linie Flachs. Auch über seine Aussaat, Ernte und Weiterverarbeitung informiert die Ausstellung. Ein Hingucker auch die riesige Sammlung von historischen Farbpigmentfläschchen, deren Erfassung, wissenschaftliche Erschließung sowie Präsentation zusammen mit der FH Niederrhein entwickelt wurde. Die Glasflaschen enthalten Farbproben vom 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre hinein. Das Projekt soll unter anderem deutlich machen, welche Bedeutung die chemische Herstellung von veredelnden Farben für die Textilproduktion hatte.