Ruth Seidl und Rolf Fliß
Unterwegs mit dem Umweltausschuss nach Freiburg und ins Elsass
Sie war spannend und informativ: Die viertägige Reise des LVR-Umweltausschusses vom 02. bis zum 05. Mai nach Freiburg und ins Elsass. Insbesondere vom Besuch der „Green City“ in Freiburg hatten wir uns neue Erkenntnisse und Anregungen versprochen, um das Integrierte Klimaschutzkonzept des LVR weiterzuentwickeln und gleichermaßen die Maßnahmen zum Umweltschutz beim LVR auszubauen. Im Mittelpunkt standen die Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit, Solarenergie, urbane Entwicklung sowie Biodiversität. Und wie ihr im Folgenden nachlesen könnt: wir wurden nicht enttäuscht!
Stiftung WaldHaus- Versuchsfläche zu trockenresistenten Waldbaumarten
Gleich nach der Ankunft in Freiburg ging es bei schönstem Frühlingswetter in den sogenannten „Mooswald“, eine Versuchsfläche zu trockenresistenten Baumarten. Auf dieser Aufforstungsfläche wachsen seit 2008 Bäume, die in Zukunft eine wichtige Rolle spielen könnten. Der Acker gehört der Stadt Freiburg, die das Gelände der Universität zu Forschungszwecken für klimaresiliente Bäume zur Verfügung gestellt hat. Auf dieser Versuchsfläche befinden sich 14 verschiedene Eichen- und Laubmischwaldarten, die jährlich Daten zur Trockenresilienz der verschiedenen Baumarten abwerfen. Insgesamt sah der durch die gemischten Laubbäume bepflanzte Wald sehr gesund und grün aus und die vielen Nachfragen der Ausschussmitglieder wurden durch unseren Begleiter von WaldHaus fachkundig beantwortet.
BioWeingut Schaffner
Die Lebendigkeit der Weinberge aus den Augen des Bio -Winzers Thomas Schaffner zu entdecken, war schon ein besonderes Erlebnis im Rahmen der interessanten und informativen Weinbergbegehung, die wir noch am selben Abend in Bötzingen bei Freiburg erleben durften- und zu der natürlich auch eine Premium Weinprobe dazu gehörte.
Spannend und mit viel Engagement erläuterte uns der alteingesessene Winzer wie wichtig der Boden, der sorgfältige Anbau der Trauben und die Ausrichtung der Weinberge für einen guten Wein sind. Thomas Schaffner kann nach über 25 Jahren ökologischen Weinbaus eine besonders intensive Sicht der „Weinbergwelt“ vermitteln und demonstrierte uns eindrucksvoll wieviel die Arbeit draußen auf dem Weinberg mit der Qualität im Keller zu tun hat.
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
Über das umweltpolitisch zentrale Thema Energiewende konnten wir am nächsten Tag im Fraunhofer Institut in Freiburg ISE diskutieren, dem größten Solarforschungsinstitut Europas. Das Fraunhofer Institut forscht anwendungsbezogen mit rund 1400 Mitarbeiter*innen für ein nachhaltiges, wirtschaftliches, sicheres und sozial gerechtes Energieversorgungssystem auf der Basis der erneuerbaren Energien. Im Mittelpunkt stehen die Forschungsschwerpunkte Energiebereitstellung, Energieverteilung, Energiespeicherung und Energienutzung. Unglaublich zu sehen, wie schnell die Transformation der Technologien im Energiebereich gelingen kann, wenn forschungspolitisch die richtigen Schwerpunkte gesetzt werden. Inzwischen haben auch die farbigen PV Module mit ISE Patent Marktreife erlangt. Eine attraktive Alternative zu den klassischen schwarz-blauen Solaranlagen mit hohem Wirkungsgrad, die auch sehr gut im Denkmalschutz anwendbar sind.
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„Green City Freiburg“: Besuch im historischen Rathaus
Im historischen Rathaus in Freiburg erläutert uns der Leiter des Umweltamtes, Klaus v. Zahn, anschließend wie Freiburg bis 2030 klimaneutral sein kann. Ein Aspekt ist die Verkehrswende. 79% der Wege in der Stadt werden inzwischen im Umweltverbund „Fuß“, „Rad“ und „ÖPNV“ zurückgelegt. Auf den großen Routen haben Radler fast durchgängig Vorfahrt und die neue Straßenbahnlinie ist richtungsweisend für die autofreie Innenstadt. u Ein Vorzeigeprojekt ist auch der 300 m lange Solar-Radweg, der die Büros des Fraunhofer-Instituts für Solartechnik mit Energie versorgt. Freiburg verfolgt seit Jahren eine ehrgeizige Umweltpolitik. Die Umsetzung der Ideen zu erneuerbaren Energiequellen und ihren zahlreichen Lösungen zu nachhaltigem Energiemanagement sind vorbildlich. Dazu gehören insbesondere die Solarenergie, die Windkraftanlagen auf dem Schauinsland sowie die intelligente Nutzung von Nah- und Fernwärme in den Wohngebieten.
Das Écomusée d’Alsace und ein Besuch in Colmar
Die ietzte Etappe unserer Reise führte uns ins Ecomusée d’Alsace und nach Colmar. Das Écomusée zählt 72 Gebäude, die einen zeitlichen Bogen vom 13.- bis ins 19. Jahrhundert spannen. Eingebettet in eine idyllische Naturlandschaft erzählt das größte Freilichtmuseum Frankreichs vom Leben der Menschen in den elsässischen Dörfern um die Jahrhundertwende und demonstriert die einfache Holzbauweise mit Stroh und Lehm. Auf fast allen Dächern haben sich die Störche hervorragend eingerichtet. Ursprünglich auf einer Industriebrache der Kalibergwerke gegründet, hat sich das Freilichtmuseum im Laufe der Jahre dank der Vielfalt seiner Lebensräume zu einem Standort mit einer großartigen Artenvielfalt entwickelt. Heute beinhaltet das Museum ein Dorf, Felder, Wälder und Gewässer. Seit 2021 existiert ein neues Viertel, das vorwiegend der Entdeckung der Umwelt gewidmet ist. Interessant ist auch, dass das Écomusée ganz aktuell eine Berufsausbildung zum Facharbeiter bzw. zur Facharbeiterin für ökologisches Bauen anbietet. Diese staatlich anerkannte Ausbildung vermittelt die Fähigkeiten für einen Berufseinstieg in der ökologischen Baubranche.
Ein geführter Rundgang durch die historische Altstadt von Colmar, die wir zum Ausklang unserer Reise besuchten, beeindruckte durch die Dichte der Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter und der Renaissance. Vorbei am restaurierten Gerberviertel, dem zentralen Platz der Kathedrale, der Markthalle, und dem Auguste Bartholdi gewidmeten Museum, konnten wir nicht zuletzt einen Blick in das wunderschöne Viertel „Klein Venedig“ entlang der Lauch werfen. Außerdem konnten wir als besonderen Blickfang in der Cour Waldner Stephan schließlich auch den gerade in Blüte stehenden Judasbaum in Augenschein nehmen, der vor 232 Jahren im Jahr 1791 gepflanzt wurde.