Mitglieder der Arbeitskreise Kultur und Umwelt & Bau waren Mitte Juni zu Gast im Zentrum für verfolgte Künste Solingen.

Grund des Besuchs war die jüngst veröffentlichte und vom LVR finanzierte Machbarkeitsstudie zu Um- und Ausbau des Zentrums.

Das 2015 ins Leben gerufene und vom LVR mit jährlich 290.000 Euro unterstützte Zentrum ist im Laufe der Jahre – überspitzt formuliert – zu einem Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Die Schenkungen und Leihgaben von Objekten (vornehmlich Bilder) können schon längst nicht mehr angemessen deponiert werden. Für die Erarbeitung von Projekten – seien es Ausstellungen im eigenen Hause oder Kooperationen mit Trägern aus dem In- und Ausland – gibt es kaum Arbeitsräume, so dass die Mitarbeitenden zwischenzeitlich inmitten der Ausstellungen gemeinsam an Konzepten feilen müssen.

Überdies befindet sich das gesamte Gebäude in einem energetisch fragwürdigen Zustand. Dies bekommt wegen den Ausstellungsstücken noch der Energierechnung oder dem Klima.

Geschuldet ist diese Situation im Wesentlichen der Tatsache, dass das Zentrum für verfolgte Künste als Untermieter in das Haus des Kunstmuseums Solingen eingezogen war. Nun ist geplant, zum einen für das Kunstmuseum einen neuen Standort zu finden, die gesamte Räumlichkeiten im Altbau zu sanieren und dabei auch ein Mehr an Ausstellungsfläche zu schaffen und zum anderen für Depot und Verwaltung des Zentrums einen Erweiterungsbau an das bestehende Gebäude zu setzen.

Das Museum soll ein Zufluchtsort sein, der verfolgten und ausgegrenzten Kunstschaffenden aus dem 20. und 21. Jahrhundert eine dauerhafte Heimat bietet, soll ein Ort der Geschichtsvermittlung und Dialograum sein, ein „offenes Museum für alle“ werden.

Die Umsetzung dieser Ziele ist dann natürlich auch mit Kosten verbunden.

Für die Ertüchtigung des Bestandsgebäudes, den Erweiterungsbau und die Gestaltung der Außergeländes wird in der Machbarkeitsstudie mit 27 Millionen Euro kalkuliert. Da nicht zu erwarten steht, dass die Bauarbeiten bereits nächste Woche losgehen können und nach den Erfahrungen gerade mit Museumsbauten ist davon auszugehen, dass ein Kostenansatz von 40 Millionen Euro im Endeffekt der Realität nahe kommen könnte.

Mit einer Erweiterung des bespielbaren Raumes würden zudem auch die Betriebskosten steigen, vor allem im Personalbereich. Ein jährliches Budget von ca. 1,5 Millionen wird hier als realistisch angesehen. Da die Stadt Solingen bereits mitgeteilt hat, ihren jährlichen Zuschuss von 145.000 Euro nicht erhöhen zu können bzw. zu wollen, bliebe eine große Deckungslücke im Etat, selbst wann davon auszugehen ist, dass das Zentrum nach erfolgter Erweiterung noch mehr Projektfördermittel einwerben kann, als die bisherigen 200- 300.000 Euro jährlich.

Land und Bund werden also gefragt sein; nicht nur bei den Investitionen, sondern auch beim Betrieb. Bundeskulturministerin Claudia Roth hat sich jedenfalls schon mal sehr positiv über die nationale und auch internationale Bedeutung des Zentrums geäußert.

Nun wäre es schön, wenn möglichst viele Solinger Bürgerinnen und Bürger und die demokratischen Parteien vor Ort die Bedeutung des Zentrums für das lokale Ansehen der Stadt erkennen würden und gemeinsam für eine Unterstützung durch Land und Bund werben würden.

Zum Abschluss unseres Besuchs führte uns der Museumsleiter, Herr Kaumkötter, noch durch die aktuelle Ausstellung „Solingen `93“, die im Gedenken an die bei einem Brandanschlag am 29. Mai 1993 ermordeten fünf Menschen türkischer Abstammung entstand. Die Ausstellung ist noch bis zum 17.9. zu sehen.

Noch ein kleiner Hinweis am Rande: Zur Zeit ist das Zentrum für verfolgte Künste kostenlos zu besuchen.