AK Kultur zu Gast im NS-Dokumentationszentrum Köln
„Grauen mitten in der Stadt“
Auf diese Kurzformel kann man vielleicht das ehemalige Gestapo-Hauptquartier in Köln am Appellhofplatz bringen. Wie durch einen schlimmen Streich des Schicksals im Bombenhagel auf die Kölner Innenstadt fast unversehrt, ist heute in diesem Gebäude das NS-Dokumentationszentrum Köln untergebracht. Besonders die noch erhaltenen Zellen im Keller geben einen Eindruck vom Leid der hier während der NS-Zeit gefangenen. Insgesamt arbeiten zur „Hochzeit“ über 100 Angehörige der Gestapo in dem Gebäude. Von hier aus wurde der Raum bis Bonn im Süden und Aachen im Westen erfasst und nicht zuletzt durch Hinweise aus der Bevölkerung Menschen gesucht und gefasst, die entweder als unangepasst galten (zum Beispiel im Kneipengespräch Zweifel am Endsieg äußerten) oder als Zwangsarbeiter sich irgendwelcher Vergehen schuldig gemacht hatten oder jedenfalls entsprechend verdächtigt wurden.
Viele Inhaftierte wurden nach einiger Zeit in Arbeitslager oder KZ überstellt, etwa 400 Menschen aber auch im Innenhof des Gebäudes hingerichtet.
Heute besuchen etwa 80.000 Menschen jährlich die Einrichtung, die betont sachlich über die Geschichte des Hauses und seiner Menschen informiert. Besonders besucht wird das Museum von Schulklassen; Schülerinnen und Schüler stellen etwa die Hälfte des Publikums. Erreicht werden überproportional viele Gymnasien, weniger Real- oder Förderschulen. Der überwiegende Rest der Besucher*innen sind ausländische Touristen.
Mittlerweile versucht die Einrichtung, sich quasi als zweites Standbein auch stärker mit Gegenwartsthemen zu befassen.
Womit wir auch bei den Herausforderungen für die nähere Zukunft wären, von denen der Leiter der Einrichtung, Dr. Henning Borggräfe, dem Arbeitskreis und seinen Gästen berichtete.
Zum einen stelle das nahende Ende der Zeitzeugenschaft und die fortschreitende Digitalisierung das Zentrum vor neue Herausforderungen einerseits, aber auch vor neue Möglichkeiten andererseits. Mit der digitalen Erfassung der Opfer- und Täterorte könnte zum Beispiel das Handeln der Gestapo noch stärker als in der Nachbarschaft Geschehenes erfahrbar werden.
Die rechte Mobilisierung und Antisemitismus bedingten noch eine stärkere Hinwendung der Einrichtung auf Gegenwartsthemen und deren Aufarbeitung.
Schließlich stellen auch der Wunsch nach einem Mehr an Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen und der Anspruch, partizipativer und ökologischer zu werden, große Herausforderungen dar. Die Dauerausstellung selbst ist mittlerweile 25 Jahre alt; Gründe genug also, eine neu konzipierte Dauerausstellung vorzubereiten.
Bereits seit Anfang des Jahres ist zudem eine Leitbild-Debatte gestartet worden.
Schließlich arbeitet die Museumsleitung an einem Konzept zur Zusammenarbeit mit den anderen stadthistorischen Museen in Köln. Gedacht ist dabei zum Beispiel an die gemeinsame Nutzung von technischen Plattformen. In diese Gespräche involviert ist im Übrigen auch das künftige LVR-Museum MiQua.