Als Institution hat das Landesmuseum schon über 200 Jahre auf dem Buckel, das Haus in seiner jetzigen Form wurde um die letzte Jahrtausendwende errichtet und 2003 eröffnet.

In der Museumslandschaft gilt die Faustregel, dass Museen alle zwanzig Jahre eine Runderneuerung brauchen, weil sich in dieser Zeit Faktoren wie Sehgewohnheiten, technische Möglichkeiten, Publikumsinteressen so sehr geändert haben, dass es nicht mehr ausreicht, hier und da einige kleine Anpassungen vorzunehmen. So hat auch der LVR das 200. Gründungsjubiläum des Museums im Jahr 2020 zum Anlass genommen, eine Neukonzeption der Dauerausstellung zu beschließen.

In drei Teilschritten sollten die Veränderungen angegangen werden; Ende 2023 sollte alles fertig sein. Bewusst hat man dieses Mal darauf verzichtet, das Museum während des Umbaus zu schließen, weil die Erfahrung nach der letzten langen Schließzeit von 1997 – 2003 gezeigt hatte, dass das Museum danach in den Köpfen der Bevölkerung fast völlig verschwunden war und es immens viel Energie kostete, den Bekanntheitsgrad der Einrichtung wieder auf ein angemessenes Niveau zu heben.

Die wesentliche Änderung der Dauerausstellung betrifft die grundsätzliche Präsentation. Wurden früher die Ausstellungsgegenstände thematisch sortiert gezeigt, z.B. die Entwicklung der Religion über die Jahrhunderte hinweg, ist nun die Chronologie das bestimmende Element. Innerhalb der Chronologie soll es dann auch wiederum thematische Cluster geben.

Zum 1. Oktober 2020 hat der neue Leiter des Museums, Prof. Dr. Thorsten Valk, sein Amt angetreten. Nach Durchsicht der Pläne und Beratungen in verschiedensten Runden kam er zu dem Schluss, dass bei der Entwicklungskonzeption an der ein oder anderen Stelle noch modifiziert werden könnte und sollte. Da die politischen Gremien des LVR diesem Wunsch folgten, wird sich nun die Bauzeit um insgesamt ein Jahr planmäßig verlängern; die neu gestaltete Dauerausstellung wird komplett erst im Herbst 2024 fertig sein. Kostensteigerungen soll es wegen der Verzögerung allerdings nicht geben.

Der AK Kultur hat dies zum Anlass genommen, sich diese Woche vor Ort von der Museumsleitung die Pläne erläutern zu lassen.

Dass Belange der ökologischen Nachhaltigkeit und der inklusiven Ausrichtung noch einmal in Augenschein genommen und optimiert werden sollen, ist in diesen Zeiten dabei eher selbstverständlich. Darüber hinaus sollen aber auch noch andere Bedürfnisse des Publikums stärker Berücksichtigung finden.

Nach den Vorstellungen von Professor soll das Museum noch stärker zum Verweilen einladen. Demzufolge sollen jetzt Bereiche geschaffen werden, in denen das Publikum sich in angenehmer Atmosphäre zwischenzeitlich vom Rundgang erholen kann und dabei auch nach Wunsch analog oder digital weitere Informationen zu den Kunstwerken bekommen kann.

Neben dem Verweilen hat sich die neue Museumsleitung die Förderung des Austauschs besonders auf die Fahnen geschrieben. Dafür soll Platz geschaffen werden auf der Empore über der Oberlichthalle. Hier sollen die Besucher*innen miteinander und auch mit den Verantwortlichen des Museums ins Gespräch kommen können. Dieses Museums wird also vermutlich kein Ort des stillen Kunstgenusses sein. Mögliche Zielkonflikte sind der Museumsleitung aber durchaus bewusst.

Eine weitere Änderung, die dem Museumsleiter wichtig ist, ist der Einbezug der Geschichte „von unten“. Der gesammelten Hochkultur sollen punktuell Objekte an die Seite gestellt werden, die zwar keinen besonderen kulturgeschichtlichen Wert haben, aber Zeugnis geben von den Menschen im Schatten der Geschichte und deren Werdegang bislang zu kurz kam, obwohl sie den weitaus größten Bevölkerungsteil darstellten.

Neben diesen baulichen Veränderungen liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf den vielfältigen Bestrebungen des Museums den Bekanntheitsgrad der Einrichtung zu steigern. Die eigene Homepage soll stärker den Erwartungen des Publikums entsprechen und social media intensiver genutzt werden.

Wichtig ist Professor Valk auch, die Vernetzung innerhalb der Museumslandschaft in Bonn und Umgebung voranzutreiben, auch um bei passender Gelegenheit standortübergreifende Veranstaltungen anbieten zu können.

Last, but not least soll der beachtenswerte Fundus an Fotografien dafür genutzt werden, künftig alle zwei Jahre eine große Fotoausstellung zu präsentieren.

Angesichts der vielfältigen Ziele, die die neue Museumsleitung ausgegeben hat, sind wir gespannt, wie sich das neue Rheinische Landesmuseum Ende 2024 präsentieren wird.